Poel, Gerhard August Wolfgang Sophus

 

* 7. Februar 1886, Wulmenau

† 8. August 1947, Krasnogorsk (hingerichtet)

 

 

Gerhard Poel trat am 3. Oktober 1903 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Der Sohn des Gutsbesitzers und Amtsvorstehers vom Amtsbezirk Ahrensfelde, Carl Friedrich Gerhard Poel und seiner Frau Marie Magdalene, geborene von Borries, kam dabei zum Ostpreußisches Ulanen-Regiment „Graf zu Dohna“ Nr. 8 in Gumbinnen. Bei diesem wurde er am 27. Januar 1905 zum Leutnant befördert. Am 10. April 1907 wurde er zur Lehrschmiede Frankfurt am Main kommandiert. Am 18. Oktober 1909 wurde er zum Rheinisches Dragoner-Regiment „Freiherr von Manteuffel“ Nr. 5 nach Hofgeismar versetzt. Am 1. Oktober 1910 wurde er an die Kavallerie-Telegraphenschule kommandiert. Am 1. November 1911 wurde er zum Militärreitinstitut kommandiert. Er war auch ein bekannter Turnierreiter. Am 27. Januar 1914 wurde er zum Oberleutnant befördert. Zum Rheinisches Dragoner-Regiment „Freiherr von Manteuffel“ Nr. 5 gehörte er als Oberleutnant noch vor dem Beginn der Mobilmachung für den 1. Weltkrieg im Sommer 1914. Bei Kriegsausbruch kam er mit der Kavallerienachrichtenabteilung der 3. Kavallerie-Division an die Westfront. Zu dieser gehörten auch die schwere Funkstation Nr. 11, die leichte Funkstation Nr. 18 und die leichte Funkstation Nr. 19. Ab dem 12. September 1914 wurde er als stellvertretender Abteilungsführer seiner Abteilung eingesetzt. Am 12. Januar 1915 wurde er zum Abteilungsführer der Kavallerienachrichtenabteilung der 3. Kavallerie-Division ernannt. Am 18. April 1915 wurde er an der Ostfront zum Rittmeister befördert. Am 26. Februar 1916 wurde er als solcher zum Eskadronführer der 1. Eskadron des Rheinischen Dragoner-Regiments “Freiherr von Manteuffel” Nr. 5 ernannt, die er bis zum 15. März 1916 führte. Am 6. August 1917 wurde er zum Führer der 2. Eskadron des Rheinischen Dragoner-Regiments “Freiherr von Manteuffel” Nr. 5 ernannt. Am 13. Oktober 1917 wurde er zum k.k. Landwehr Ulanen Regiment Nr. 4 kommandiert. Ab dem 15. Dezember 1917 wurde er in der Armeefernsprechabteilung 5 eingesetzt. Ab dem 8. Januar 1918 wurde er als Divisionsnachrichtenkommandeur der 6. Infanterie-Division eingesetzt. Ab dem 6. Dezember 1918 wurde er beim Stellvertretenden XI. Armee-Korps als Führer der Ersatz-Schwadron des Rheinischen Dragoner-Regiments “Freiherr von Manteuffel” Nr. 5 eingesetzt. Im Ersten Weltkrieg wurden ihm auch beide Eisernen Kreuze verliehen. Im Dezember 1918 gehörte er auch zum Korps Schmettow. Ab Ende Dezember 1918 war er dann Führer der Kavallerie-Abteilung Poel. Nach dem Krieg wurde er in das vorläufige Reichsheer übernommen. Er fand dabei als Eskadron-Chef im Reichswehr-Kavallerie-Regiment 8 der Reichswehr-Brigade 8 in Oppeln Verwendung. Bei der Bildung des 200.000 Mann Heeres der Reichswehr wurde er dann aber am 31. Mai 1920 aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Dabei wurden ihm die Charakter als Major verliehen.

Er trat dafür bereits am 16. Mai 1920 in den Polizeidienst über. Er kam dabei zuerst zur preußischen Sicherheitspolizei in Erfurt. Am 20. Dezember 1920 hat er die zehn Jahre jüngere Anna Johanna Ottilie Heitkamp, genannt Annie, geheiratet. Am 21. August 1922 wurde sein Sohn Hans-Hartmann Poel in Breslau geboren. Am 30. November 1922 wurde er zum Kommandeur der berittenen Schutzpolizei in Potsdam ernannt. Am 29. April 1925 wurde seine Tochter Charlotte Maria Heilwig Poel in Potsdam geboren. 1934 wurde er dann mit Wirkung vom 1. Fevruar 1934 zum Oberst der Polizei befördert. Ab dem 1. April 1935 war er Kommandeur der Reit- und Fahrschule der Landespolizei in Potsdam. Bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 15. Oktober 1935 von der Landespolizei in das Heer übernommen. Sein Rangdienstalter als Oberst (E)* wurde dabei auf den 1. Juni 1934 festgelegt. An diesem 15. Oktober 1935 wurde er zum Kommandeur der Wehrkreisremonteschule Demmin ernannt. Am 1. April 1936 wurde er dann zum Kommandeur der Wehrkreis-Remonte-Schule V in Aalen ernannt. Auch bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg behielt er weiter dieses Kommando. Am 1. Juni 1941 wurde er wieder in das aktive Offizierskorps übernommen. Sein Rangdienstalter als Oberst wurde dabei auf den 1. Juni 1934 festgelegt. Am 1. Juli 1941 wurde er zum Generalmajor befördert. Seine private Adresse war zu diesem Zeitpunkt die Zeppelinstrasse 11 in Aaalen. Erst zum 10. Februar 1942 erhielt er dann ein neues Kommando. Er wurde jetzt zum Kommandant von Witebsk ernannt. Am 20. Oktober 1942 kehrte sein Sohn Leutnant zur See Hans Poel als Wachoffizier von seiner Feindfahrt mit dem U-Boot U 216 nicht mehr zurück. Am 5. November 1942 wurde er dann zum Kommandant von Smolensk ernannt. Am 20. November 1943 wurde er dann zum Kommandant der Oberfeldkommandantur 400 (OFK 400) ernannt. Im Frühjahr 1944 verlegte er mit dem Stab von Baranowitschi nach Wilna. Dort wurde er dann zusätzlich auch zum Kommandant von Wilna ernannt. Am 17. Mai 1944 wurde er dann auch zum Kommandant des Festen Platzes Wilna ernannt. Am 10. Juli 1944 gab er sein Kommando über die OFK 400 an Generalleutnant Rainer Stahel ab und wurde in die Führerreserve versetzt. Er trug jetzt bereits beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen. Am 1. August 1944 wurde er in die Führerreserve OKH versetzt. Dabei wurde er dem Wehrkreis V zugeteilt. Am 25. August 1944 wurde er zur Kommandantur des Truppenübungsplatzes Münsingen zur Einweisung als Kommandant kommandiert. Am 1. Oktober 1944 wurde er dann zum Kommandant von Brünn ernannt. Am 16. Oktober 1944 wurde ihm für seine vorherige Tätigkeit als Oberfeldkommandant 400 und Kommandant von Wilna das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Am 17. Januar 1945 wurde er zum Festungskommandant von Brünn ernannt. Am 30. Januar 1945 wurde er zum Generalleutnant befördert. Bei der Kapitulation der Wehrmacht geriet er am 8. Mai 1945 im Raum Tabor in Gefangenschaft. Dort galt er als vermisst. Er wurde von der Roten Armee in die Sowjetunion verschleppt. Dort wurde er zuerst im NKWD-Lager Nr. 27 in Krasnogorsk eingesperrt. Später wurde er dann in das NKWD-Lager Nr. 48 nach Cerny verlegt. Er wurde dann vor ein Militärgericht gestellt. Als Anklage wurden ihm Kriegsverbrechen vorgeworfen. In seiner Eigenschaft als Stadtkommandant von Witebsk, Smolensk, Gomel, Baranowitschi und Wilna, ab Oktober 1944 Brünn, war er aktiver Organisator der auf dem Gebiet der okkupierten Sowjetunion verübten Grausamkeiten und Verbrechen, auf seinen Befehl wurden in den genannten Städten mehr als 140.000 Sowjetbürger erschossen, erhängt und verbrannt. Er unterzeichnete persönlich die Todesurteile deutscher Kriegsgerichte gegen 50 Sowjetbürger, auf seinen Befehl zerstörten deutsche Einheiten beim Rückzug aus Smolensk, Witebsk, Wilna und anderen Städten alle Industriebetriebe, brachten deren Ausrüstung nach Deutschland oder machten sie unbrauchbar, allein in Smolensk wurde durch die Zerstörung der Industriebetriebe ein Schaden von 300 Millionen Rubel verursacht. Am 2. November 1946 wurde er dann durch ein sowjetisches Militärtribunal der Ivanovskij-Garnison im Militärbezirk Moskau zum Tode verurteilt. Eine Begnadigung wurde durch das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR am 23. Dezember 1946 abgelehnt. Das Urteil wurde vermutlich im August 1947 in Krasnogorsk vollstreckt.

 

Ritterkreuz (16. Oktober 1944)

 

*Ausgeschiedene ehemalige Offiziere wurden oft als zivile Angestellte der (schwarzen) Reichswehr in "Landesschutzangelegenheiten" beschäftigt (L-Angestellte). Ab dem 1. Oktober 1933 taten diese als sog. L-Offiziere (L = Landsschutz; nicht Landwehr) Dienst in Kommandostellen der Reichswehr, trugen weiterhin Zivil und hatten an ihrem Rang ein "a.D." Das war wie eine eigene Laufbahn mit eigener Besoldung neben dem aktiven Offizierskorps. Am 5. März 1935 erfolgte die Umbenennung in E-Offiziere für Ergänzungsoffizierskorps. Hier trugen die Ränge dann ein (E) als Zusatz. Diese Offiziere wurden nur in bestimmten Bereichen, meist Innendienst eingesetzt und machten während der Aufrüstung aktive Offiziere frei für andere Verwendungen.

 

Literatur und Quellen:
BArch, MSG 109/4919 : Krug, Ottomar: Deutsche Generale 1867-1945
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955 
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983
Bezborodova, Irina V.: Generäle des Dritten Reiches in sowjetischer Hand. Veröffentlichung des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung, Graz-Wien; Herausgegeben von Stefan Karner, Band 4; Graz, 1998